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AutorenbildJulika

Food 4 future – Teil 4


Wer die Saat hat, hat das Glück Der Sommer scharrt in den Startlöchern und mit ihm schon die ersten essbaren Pflanzen. Wer die „Coronazeit“ und die soziale Isolation nutzen konnte, um im eigenen Garten/ am eigenen Balkon Saaten anzupflanzen und Neues zu ziehen, der hat großes Glück. Ich persönlich bin sehr dankbar für unseren Garten, indem momentan schon die ersten Radieschen, Blattsalate, frische Kräuter und Monatserdbeeren zu ernten sind. Vom Sammeln zum Anbau Saat- und Pflanzgut ist die Grundlage unserer Nahrung und der menschlichen Entwicklungsgeschichte. So wurde aus der Jäger- und Sammlergesellschaft die Garten- und Ackerbaukultur (vor ca. 12.000-10.000 Jahren) geschaffen. Die Menschen wurden aufgrund des Ackerbaus und des Wissens rund um die Saatgutvermehrung sesshaft und haben begonnen Vieh zu halten. Der ewige Kreislauf der Natur und DIE Basis für ein gut funktionierendes Ökosystem wurde geschaffen. Von rund 3.000 Nahrungspflanzen sind circa 250 Kulturarten bekannt. Doch nur 20 Kulturarten tragen zu 90% der menschlichen Ernährung bei. Nur drei kultivierte Arten und das sind Weizen, Reis und Mais machen bis zu 50% der globalen Ernährung aus! In den letzten hundert Jahren hat ein dramatischer Verlust an Kulturarten und -sorten stattgefunden. So spricht die FAO (Food and Agriculture Organisation) von 75% der ehemals vorhandenen landwirtschaftlichen Vielfalt, die seit 1900 verloren gegangen ist.

Einfalt birgt Gefahren Ein Blick zurück in die Geschichte zeigt, dass ein Mangel an Vielfalt verheerende Folgen nach sich ziehen kann. Denkt man an die Hungerkatastrophe in Irland (um 1845), die durch die unaufhaltsame Kartoffelseuche ausgelöst wurde. So starben rund 2 Millionen Iren. Die Ursache war vor allem die, dass die damaligen, irischen Kartoffelsorten alle hochgradig verwandt waren und daher in ihrer genetischen Einfachheit nicht resistent gegenüber der Pflanzenseuche. Sortenvielfalt erhalten – jetzt! Eine genetische Vielfalt bringt stabilere Systeme, bessere Anpassung an Klimaschwankungen und Bodenbeschaffenheit und sie ist resistenter gegen Krankheiten. Nicht zuletzt ist es mir aus ernährungsphysiologischer Sicht wichtig, dass auch eine Vielfalt an Inhaltsstoffe eine positive Auswirkung auf unsere Zell-Gesundheit hat. Zudem werden viele Formen, Farben und unterschiedliche Geschmäcker auf den Teller gezaubert, was die Lust auf gutes, frisches und selbst zubereitetes Essen steigert und einfach Spaß macht!

Biodiversität ist Demokratie Vandana Shiva (indische Wissenschafterin und Trägerin des „alternativen Nobelpreises“) spricht davon, dass die Vielfalt Demokratie und Frieden stiftet. Sie nennt das Beispiel, wie Indiens Wissenschafter*innen in der Natur ihr Lernfeld finden. In den Wald geht man um zu lernen und zwar: das Recht auf Gleichberechtigung. Dort findet man große Bäume, sowie kleine Kräuter und jeder hat seine Daseinsberechtigung, egal ob die Unterschiede in Größe, Form und Farbe vorhanden sind. Alle haben das gleiche Recht zu existieren. Und wenn man durch diese Artenvielfalt Demokratie erfährt und lernt, dann schafft man die Bedingungen und die Grundlage für Frieden! Dieser Vergleich hat mich sehr berührt, wenn wir es schaffen das unseren Kindern auf den Weg mitzugeben, dann haben wir viel erreicht!

Die Zukunft des Essens is(s)t vielfältig Lassen wir uns alte Sorten wieder schmecken, holen wir uns eine Vielfalt an Pflanzen in unsere Gärten, auf unsere Balkone und in unsere Küchen. Wie mundet ein „Malabarspinat“, wie schmeckt die „Ochsenherz-Tomate“? Bringen wir eine Vielfalt an Geschmack auf unseren Gaumen zurück! Denn je bunter unser Teller ist, desto mehr Nährstoffe erhält unser Körper. Saatgut kann man ganz einfach online bestellen aber es gibt auch Unternehmen, wie die niederösterreichische „Samengreisslerei“, die beispielsweise Gemüsekistl´n mit alten Sorten im Jahresabo verkaufen – siehe links weiter unten.

Zu guter Letzt noch eine Übung, die aus der Naturpädagogik kommt und die uns das homeschooling immer wieder versüßt hat: „Mein kleines Stück vom Gartenglück“...

Sinne und Achtsamkeit für unsere Vielfalt schärfen!

Bereiten Sie ein Stück Karton (20 cm* 10 cm) vor, auf welches Sie ein breites, beidseitig klebendes Klebeband picken. Nun gehen Sie mit diesem „präparierten Karton“ in den Garten/ auf eine Wiese und versuchen Sie die vielen, verschiedenen Grüntöne festzuhalten, indem Sie sie aufkleben! Dies ist eine schöne Meditations- und Achtsamkeitsübung, die Ihnen und den Kindern gleichzeitig die Augen öffnet für die Vielfältigkeit der Farben, Formen und Gerüche! Viel Spaß dabei!


Wo können Sie sich weiter über Biodiversität oder Sortenraritäten informieren?

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